Insgesamt 35 Schülerinnen hatten am 23. April die Möglichkeit, sich an der Physik zu versuchen. Und für jeden Geschmack gab es etwas Passendes: Die jüngeren Teilnehmerinnen von der 5. bis zur 7. Klasse konnten in den Workshops "Strom aus der Zitrone" und "Ich baue einen Toaster” die Geheimnisse entdecken, die sich hinter aus dem Alltag bekannten Phänomenen verstecken. Schülerinnen der 8. und 9. Klasse untersuchten in dem Workshop “Ich mache mit Physik Musik”, wie eine Gitarre funktioniert, während Oberstufenschülerinnen sich den ganzen Tag mit dem Thema Elementarteilchenphysik in einer Teilchenphysik-Masterclass beschäftigten.
Für alle Teilnehmerinnen fing die Veranstaltung um 8.30 Uhr im Wolfgang Paul Hörsaal an, wo sie vom Geschäftsführenden Direktor des Physikalischen Instituts, Prof. Michael Köhl, begrüßt wurden. "Heißt jemand von Euch Marie oder Maria: Beide bisherigen Nobelpreisträgerinnen für Physik trugen diesen Namen, vielleicht könnte jemand von Euch die nächste sein." Herr Köhl redete dann weiter über die Entwicklungen der physikalischen Forschung in den letzten 100 Jahren. Er stellte die Physik als Wechselspiel von Beobachtungen und Verständnis der Ergebnisse solcher Beobachtungen dar und zeigte den Schülerinnen, welche Berufsperspektiven für Physikerinnen und Physiker auch außerhalb der Grundlagenforschung heutzutage möglich sind. Danach machten sich die Schülerinnen auf dem Weg zu dem gewählten Workshop.
Egal ob beim Experimentieren mit Zitronen, Äpfeln und Gurken, beim Hantieren mit Nägeln und Hammer, beim Stimmen des selbstgebauten Monochords mit einer Handy-App oder bei der Arbeit am Rechner, um Daten von Teilchenkollisionen auszuwerten, in jedem Workshop konnten die Mädchen unter Anleitung von Lehramtsstudenten oder Doktoranden Sachen selber ausprobieren oder bauen, und sich am Ende über das Ergebnis freuen. "Am besten hat mir gefallen, dass wir selbst einen Toaster gebaut haben, und dass der Toast dann auch braun wurde", sagte eine begeisterte Teilnehmerin, während eine weitere sich freute, "Alle meine Entchen" auf dem selbstgebauten Monochord zu spielen.
Alle Teilnehmerinnen, mit der Ausnahme der "angehenden Teilchenphysikerinnen", konnten nach den Workshops weiter bei verschiedenen Freihandversuchen selbst experimentieren und herausfinden, dass "in den Sachen, die am simpelsten erscheinen, auch oft Physik versteckt ist", wie eine Schülerin bemerkte.
Ein Vortrag von Dr. Annika Thiel schloss dann für diese Teilnehmerinnen die Veranstaltung ab und gab ihnen einen Einblick in das Berufsleben einer Physikerin, die Experimente am Bonner Teilchenbeschleuniger ELSA betreibt.
Zwischenzeitlich hörten die Teilnehmerinnen der Teilchenphysik-Masterclass einen Vortrag über die theoretischen Grundlagen der Elementarteilchenphysik und lernten, wie Physiker Teilchen an Beschleunigern erzeugen, und wie sie mit Hilfe von komplexen Detektoren diese Teilchen nachweisen und untersuchen können. Anschließend durften die Schülerinnen selber Daten von Teilchenkollisionen am Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf untersuchen und in diesen Daten nach dem Higgs-Boson fahnden.
Sowohl die Teilnehmerinnen als die vielen Betreuer waren mit dem Tag sehr zufrieden: Insbesondere hoffen die letzteren, dass das gezeigte Interesse für die Physik die Mädchen weiter begleiten wird. "Mathematik und Physik ist nicht jedermanns Sache, aber man muss es mal ausprobiert haben", um es mit den Worten einer Schülerin zu sagen.