Im Projekt „Loop Corrections from the Theory of Motives“ (LoCoMotive) des Physikers Prof. Dr. Claude Duhr geht es darum, möglichst genaue theoretische Vorhersagen für Experimente an Teilchenbeschleunigern zu machen – allen voran am Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf. An Teilchenbeschleunigern werden subatomare Teilchen, zum Beispiel Protonen, die Bausteine des Atomkerns, mit sehr hohen Energien zum Kollidieren gebracht. Dabei entstehen neue subatomare Teilchen, wie zum Beispiel das Higgs Boson, das vor zehn Jahren am LHC am CERN zum ersten Mal experimentell nachgewiesen wurde. Genaue theoretische Vorhersagen für Teilchenbeschleuniger verlangen das Auswerten von sogenannten Schleifenkorrekturen (Englisch: Loop Corrections), deren Berechnung oft sehr kompliziert ist.
Claude Duhrs Projekt „LoCoMotive“ untersucht, inwiefern moderne mathematische Methoden, speziell aus dem Bereich der sogenannten Theorie der Motive, angewandt werden können, um Schleifenkorrekturen effizient auszuwerten. Das Projekt situiert sich demnach im Grenzgebiet der Teilchenphysik und der Mathematik, mit dem Ziel abstrakte Mathematik konkret anzuwenden, um theoretische Vorhersagen von nie da gewesener Genauigkeit zu erzielen. Der ERC Consolidator Grant beschert Duhrs Vorhaben eine Förderung von rund zwei Millionen Euro.
Nach seinem Studium an der Université Catholique de Louvain in Belgien promovierte der Physiker Claude Duhr 2009 an selbiger Universität. In den darauffolgenden zwei Jahren arbeitete er als Postdoktorand an der Durham University in Großbritannien und danach zwei Jahre lang an der ETH Zürich in der Schweiz. Es folgten Forschungs- und Lehrtätigkeiten an den Universitäten in Louvain-la-Neuve und Durham, und von 2014 bis 2021 war Duhr am CERN in Genf tätig. Seit 2021 ist er Professor am Physikalischen Instituts der Universität Bonn. Sein übergeordneter Schwerpunkt ist die Mathematik der Präzisionsphysik.