An der Veranstaltung der Fachgruppe Physik/Astronomie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung für Physik und Astronomie in Bonn angeboten wurde, nahmen sowohl Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe als auch angehende Studierende teil. Die 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartete ein abwechslungsreiches Programm, bestehend aus wissenschaftlichen Vorträgen, Laborführungen, Besichtigungen und natürlich aus eigenem Experimentieren.
Nach dem Grußwort von Prof. Hartmut Schmieden und einer Vorstellungsrunde im Seminarraum des Bethe-Zentrums für Theoretische Physik fing am Montag die Reise in die Welt der Bonner physikalischen und astronomischen Forschung mit einer Teilchenphysik-Masterclass an. Die Elementarteilchenphysik ist bekanntlich ein Forschungsschwerpunkt der Universität. Die Masterclass fand aber nicht am Physikalischen Institut sondern im Deutschen Museum Bonn statt. An dem Ort, der originale Teilchenbeschleuniger und viele sonstige historisch bedeutsame Exponate beherbergt, konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer besonderen Mischung aus Altem und Neuem in die Grundlagen der Teilchenphysik vertiefen. Unter der Leitung von Annika Reinert, Doktorandin am Physikalischen Institut der Universität Bonn und Philipp Bielefeldt, Doktorand am Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik sowie Workshop-Leiter des Deutschen Museums Bonn, gingen sie fundamentalen Fragen nach: Woraus besteht die Welt? Wie kann man die kleinsten Bauteile unseres Universums mit Hilfe gewaltiger Teilchenbeschleuniger und riesiger Teilchendetektoren nachweisen? Anschließend konnten die Schülerinnen und Schüler Daten des ATLAS-Experimentes auswerten und ihre Ergebnisse mit den Nachwuchswissenschaftlern besprechen.
Ab Dienstag ging das Programm der Schülerakademie in den Räumen der Physikalischen Institute weiter. Das Thema des Vormittags war "Teilchen sehen". Nach einem einführenden Vortrag von Dr. Barbara Valeriani-Kaminski konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie waschechte Wissenschaftler sowohl eine kleine Nebelkammer bauen, um Teilchen aus den natürlichen Strahlenquellen sichtbar zu machen, als auch Myonen aus der kosmischen Strahlung mit dem CosMO-Detektor nachweisen. Nach einer Führung duch das Silizium-Labor und der Mittagspause bot der Nachmittag einen völlig anderen Einblick in die Physik: Wie lässt sich ein allen bekannter physikalischer Prozess, wie z. B. das Fallen eines Körpers, in der Theoretischen Physik darstellen. Dr. Bernard Metsch, Privatdozent am Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik, nahm für zwei Stunden Schülerinnen und Schüler mit auf eine Reise in die Theoretische Physik, die unsere Welt mathematisch beschreibt. Zum Abschluss des Tages wurde gemeinsam gegrillt. Dabei konnten zahlreiche Fragen mit den Dozenten diskutiert werden, für die im vollen Programm bis dahin keine Zeit geblieben war.
Der Vortrag von Dr. Frank Vewinger mit dem Titel "Atome, Moleküle, Photonen: Wie kontrolliert man kleinste Teilchen" führte am Mittwoch Morgen das Programm der Schülerakademie zu einem weiteren Forschungsschwerpunkt der Bonner Physik, der Quanteoptik. An diesem Tag und am Donnerstag Morgen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen für die Optik relevanten Themen, wie z. B. der Polarisation des Lichtes, den Spektrallinien eines Atoms und dem Verhalten dieser Linien in einem Magnetfeld, oder dem Aufbau eines Lasers. Hierzu führten sie in kleinen Gruppen einzelne Versuche aus den Laborpraktika des Bachelorstudiengangs Physik durch. Nachdem sie ihre Ergebnisse mit Bravour in kurzen Vorträgen vorgestellt hatten, durften sie dann den Wissenschaftlern des Instituts für Angewandte Physik bei der Besichtigung der Optiklabore über die Schultern schauen. Ergänzt wurde das Programm dieser zwei Tage von einer "Spielrunde" am Mittwoch Nachmittag, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zahlreiche Freihandexperimente ausprobieren durften, sowie am Donnerstag Nachmittag von dem Besuch des Radioteleskops in Effelsberg, mit seinen 100 Metern Durchmesser das größte bewegliche Radioteleskop Europas. Mit dieser Exkursion fing auch der letzte, der Astronomie gewidmete Teil der Schülerakademie an. Unter der Leitung von Dr. Norbert Junkes vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie konnten die Schülerinnen und Schüler nach einem sehr informativen Einführungsvortrag das gigantische Teleskop aus nächster Nähe betrachten und den Kontrollraum besichtigen, aus dem Radioteleskop und Datennahme gesteuert werden.
Treffpunkt am letzten Tag der Schülerakademie war das Universitätmuseum im Hauptgebäude der Universität Bonn. Dr. Michael Geffert, Wissenschaftler am Argelander Institut für Astronomie (AIfA), führte die Schülerinnen und Schüler durch die von ihm kuratierte Sonderausstellung "ARGELANDERS ERBEN. Von der Bonner Durchmusterung bis zur modernen Himmelserforschung". Eine Reise durch die Geschichte und Tradition der Bonner astronomischen Forschung, die vom Universitätsmuseum ausging, an der Alten Sternwarte einen Zwischenstopp einlegte und am Physikalischen Institut fortgesetzt wurde: Die Teilnehmenden konnten dann nicht nur sehr viele Fragen zur Astronomie stellen sondern auch selber Bilder aus der historischen Sammlung des AIfA untersuchen.
Und bald war auch der letzte Tag der Schülerakademie 2016 schon zu Ende, natürlich aber nicht ohne Abschlussrunde und leckeres selbstgemachtes Stickstoffeis! Auch dieses Jahr waren die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Bank positiv. Bei allen, die zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben, bedanken wir uns herzlich, insbesondere bei der Bürgerstiftung für Physik und Astronomie und beim Netzwerk Teilchenwelt für die finanzielle Unterstützung, beim Deutschen Museum Bonn und dem Universitätsmuseum für die hervorragende Zusammenarbeit!